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Sorgerechtsstreit verliert auch im All-Tag nicht an Bedeutung

veröffentlicht am 30. August 2019

Auch in der Schwerelosigkeit der ISS hat die Astronautin Anne McClain anscheinend wenig Abstand zu ihrer Ex und dem Sorgerechtsstreit um den gemeinsamen Sohn gewinnen können. Möglicherweise wird ihr deshalb die zweifelhafte Ehre zuteil, die erste Straftat aus dem Weltall begangen zu haben.

Ein bisschen bizarr mutet es schon an, was sich da rund um McClain abspielt. Offensichtlich hat sie sich während ihres Aufenthalts auf der ISS-Raumstation online die Bewegungen auf dem – noch – gemeinsamen Konto angesehen und wohl auch Bankgeschäfte getätigt. Die ISS ist permanent zum Austausch von Daten mit dem Internet verbunden und der Besatzung stehen Zeiten zur privaten Nutzung zur Verfügung.

Ihre Ex-Frau Summer Worden, die als ehemalige NSA-Angestellte einen Sinn fürs Ausschnüffeln haben sollte, bezichtigte sie daher des Identitätsdiebstahls. Sie vermutet, die Schnüffelattacke aus dem All habe dazu gedient, Munition für einen Sorgerechtsstreit um den gemeinsamen sechsjährigen Sohn zu sammeln. Vor Gericht hat McClain das alleinige Sorgerecht beantragt und das damit begründet, dass ihre Ex zu Wutausbrüchen neige und nicht klug mit Geld umgehen könne.

Mittlerweile beschäftigen sich die interne Aufsicht der NASA mit dem Fall. Ob es sich dabei wirklich um eine Straftat handelt, ist durchaus fraglich. Neben der rechtshistorischen Bedeutung, die der Fall trotzdem erlangen könnte, gibt es nebenbei auch ein bisschen öffentliche Aufmerksamkeit für Regenbogenfamilien. Vielleicht nicht die positivste, aber Vorbild sein, macht auch nicht unbedingt beliebter.

Die emotionale Dynamik von Trennung und Fürsorge für die gemeinsamen Kinder zeigt sich hier eindrucksvoll. Für McClain waren auch 400 km Abstand zur Erde nicht ausreichend, um den Blick von oben einzunehmen. Offensichtlich hatte Reinhard Mey doch nicht ganz recht mit seiner Annahme, alle Ängste und Sorgen blieben hinter den Wolken verborgen.